Glühende Wärme
Um mich herum herrschte schon reges philosophisches Treiben. Jeder war auf seiner ganz persönlichen Entdeckungsreise. Nur bei mir wollte sich keine Abenteuerlust einstellen bis ich anfing mit meinem alten Freund, dem Feuer, zu spielen.
Das Feuer hatte schon immer eine faszinierende, inspirierende Wirkung auf den Menschen. Einerseits Wärme und Licht spendend, andererseits tödlich und verheerend.
Ich entschied mich ein wenig Räucherwerk zu entzünden, um dem Rauch dabei zuzusehen, wie er um meine Finger gleitet, und beim entzünden der Räucherkohle fing die Magie schliesslich an.
Die faszinierende Wirkung der Funken, die sich in diesem kleinen, schwarzen Energiebündel entzündeten, ließ mich schliesslich in fantasievollere Gedankenwelten abdriften.
Ich sah zu, wie die Kohle funkte, zu glühen begann, spürte ihre Hitze an meinen Händen und in meinem Gesicht und mich überkam dieser eine Gedanke...
Mit dem entzünden dieser Kohle habe ich ihr Leben begonnen, welches so lange andauern wird, bis sie keine Energie mehr hat zu brennen. Genau wie in dem Klumpen Weihrauch-Harz oder der Zigarette, die ich anschliessend zum brennen brachte, wurde Energie entfesselt, die vorher in der Kohle schlummerte.
Ich fühlte mich schuldig, die Kohle, das Harz, die Zigarette dazu gezwungen zu haben zu brennen und anschliessend zu sterben, wenn alle Energie verbraucht ist. Zu sowas Grausamen wäre auch nur ein Mensch in der Lage.
Plötzlich ergab alles einen Sinn. Die Welt besteht nur aus Energie, die aber nie verloren geht. Gegenstände wie die Kohle oder die Zigarette haben Energie gespeichert, die während der Gegenstände Lebensdauer entflieht und in andere Richtungen strömt.
Wir Menschen dagegen sind Knotenpunkte an denen viele verschiedene Energien aufeinandertreffen und miteinander reagieren.
Sind wir wütend, glücklich oder depressiv liegt das nur an den verschiedenen Energien, die uns temporär durchfliessen.
Mir schien nun so klar, wie das Universum funktioniert, doch das stimmte mich nur kurzfristig glücklich, denn ich wusste nicht, was ich mit diesem Wissen jetzt anfangen sollte, was ich tun sollte in diesem ziellosen System.
Ebenfalls peinigte mich die vergebliche Suche nach einem Grund wieso das Universum denn genau so funktionieren sollte, nach welchen Gesetzen sich dieses System richtet.
Glücklicherweise konnte ich nur eine gefühlt kurze Zeit darüber nachdenken bis mich schliesslich der helle, klare Sternenhimmel in all seiner Pracht überwältigte.
Ich kann mich noch gut an all die schönen Gedankengänge und Emotionen erinnern, die ich in dieser Nacht verfolgte und spürte, doch in naher Zukunft werde ich meinen Körper wohl keinem weiteren Psilocybin-Rausch unterziehen.
a-saite am 11. Juli 11
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren